Glossar
   

Synoptische Kurzübersicht für Deutschland

ausgegeben am Freitag, den 08.04.2005 um 14:30 Uhr MESZ

Benutzte Modelle: GME (R192F) Fr 00 UTC, ECMF Fr 00 UTC, GFS Fr 06 UTC

Synoptischskalige Wellensituation: Langwellentrog Westeuropa

aktuelle Situation:

Die aktuelle Analyse der Nordhemisphäre zeigt eine von eher kurzen ROSSBY-Wellen dominierte Strömungskonstellation. Den höchsten Varianzanteil trägt derzeit die Welle 7, so dass insgesamt leicht progressive Verlagerungen der planetaren Wellen zu beobachten sind. Der markanteste Trog mit der größten Amplitude befindet sich dabei über Westeuropa mit einer Achse, die vom Nordmeer über die Britischen Inseln bis hin nach Spanien reicht.



Mit Hilfe der quasimeridional verlaufenden trogrückseitigen Strömung in allen Niveaus konnten maritime Luftmassen polaren und arktischen Ursprungs bis weit nach Süden vorankommen. Da die geostrophische Höhenströmung (Nordwest) gegenüber der geostrophischen Bodenströmung (Nord) auf der Trogrückseite mit der Höhe eine leichte Linksdrehung aufweist, wird ein thermischer Wind induziert und KLA ausgelöst. Die Grenze von der polaren zur maritimen Arktikluft (mA) mit Werten der pseudopotentiellen Temperatur von ca. 10°C in 850 hPa bildet derzeit die Südgroßbritannien.



Allerdings wird beim Betrachten des ThetaE-Feldes auch sofort ersichtlich, dass der frontale Luftmassengegensatz erst weiter stromabwärts auftritt. Entscheidend hierfür ist der frontogenetische Antrieb durch die diffluente Bodenströmung bei normal dazu angeordneten Isothermen, so dass vor allem im Bereich zwischen Zentralspanien und Südostfrankreich die größten horizontalen Gradienten im Temperaturfeld auftreten.



Da die Divergenz der Normalkompente des Q-Vektors (violette und blaue Flächen) proportional zur Frontogenese ist, erkennt man in dieser Felddarstellung nun auch sehr schön oben beschriebene Zusammenhänge.
Deutschland selbst befindet sich auf der Vorderseite dieses westeuropäischen Langwellentroges. Allerdings ist aufgrund des fehlenden oder nur schwachen frontogenetischen Antriebs die Luftmassengrenze in Deutschland nur schwach ausgeprägt. Lediglich zwischen Süddeutschland (Kaltluft) und Tschechien (Warmluft) ist ein markanter horizontaler Temperaturgradient zu erkennen.



Die vorhandene Grundschichtfeuchte in Zusammenwirken mit den auftretenden Vertikalbewegungen reicht aber aus, um skalige (stratiforme) Niederschläge im Bereich der Front auszulösen. Postfrontal in der labil geschichteten Kaltluft treten dagegen verbreitet Schauer auf, auch wenn einige Stationen stratiformen Niederschlag verschlüsseln.




Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)

Die in der aktuellen Situation beschriebene KLA führt nun im Bereich des Trogzentrums zu weiterem Geopotentialfall, so dass durch diesen baroklin instabilen Prozess der westeuropäische Langwellentrog seine Amplitude an Tag 1 (Freitag) weiter bis nach Nordwestafrika ausdehnen kann. Da jedoch gleichzeitig kein Antrieb für eine Vergrößerung der Wellenlänge vorliegt, kann sich der Trog mit seiner Achse bis zum Ende von Tag 1 bis an die Westgrenze Deutschlands progressiv verlagern. Gleichzeitig kann die maritime Polarluft mit der stetig auf Nord drehenden Strömung nun in der ganzen Republik einfließen.
Auch am Folgetag (Samstag) setzt sich die Amplifizierung infolge der KLA fort. Gleichzeitig zeichnet sich an Tag 2 auch ein Cut-Off Prozess, ausgelöst durch einen eingelagerten Kurzwellentrog über Südskandinavien, ab. Damit einhergehend und in Zusammenwirken mit der weiteren langsam Ostwärtsverlagerung des Langwellentroges gelangt Deutschland nun von Norden her in den unmittelbaren Einflussbereich der höhenkältesten Luft. In der nicht mehr zu verachtenden Aprilsonne sollten daher im Tagesverlauf vor allem in Norddeutschland verbreitet Schauer ausgelöst werden. In Süddeutschland sind durch den Abtropfungsprozess jedoch eher absinkende Vertikalbewegungen zu erwarten, wie alle Modelle auch durch einen Zwischenhochkeil im Bodendruckfeld andeuten. Zum Ende von Tag 2 hat sich dann bereits ein abgeschlossener Höhenwirbel mit Zentrum zwischen Korsika und Balearen gebildet. Zugleich wird eine massive Genuazyklogenese in Gang gesetzt.
Während sich am Sonntag (Tag 3) rasch eine mächtige Genuazyklone ausbilden kann, erfolgt in der jetzt durchgängigen zonalen Grundströmung ein weiterer Kurzwellentrogdurchgang. Somit werden im norddeutschen Raum erneut konvektive Niederschläge ausgelöst.




Beschreibung des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)

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© Marcus Boljahn

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