Glossar
   

Synoptische Kurzübersicht für Deutschland

ausgegeben am Freitag, den 11.02.2005 um 13:30 Uhr MEZ

Benutzte Modelle: GME (R192F) Fr 00 UTC, ECMF Fr 00 UTC, GFS Fr 06 UTC

Synoptischskalige Wellensituation: Langwellenkeil Nordostatlantik

aktuelle Situation:

Ein Blick auf aerologische Karten der Nordhemisphäre zeigt im großen synoptischen Scale seit einiger Zeit wenig neues. Die Zweiteilung mit quasizonalem recht weit nach Süden verschobenen Jetstream auf der Osthemisphäre und den eher meridionalen Strömungsmuster mit längeren quasistationären ROSSBY-Wellen auf der westlichen Nordhemisphäre hat weiterhin Bestand.



Zwar ist über dem Nordostatlantik noch ein Langwellenkeil mit dazugehöriger Bodenantizyklone über den Azoren zu erkennen, allerdings ist dessen Achse schon so stark geneigt, dass sich Mitteleuropa bereits im diffluenten Ausströmbereich eines Jetstreaks befindet.



So hat in Zusammenhang mit diesem Jetstreak über dem Ärmelkanal auch schwache Zyklogenese stattfinden können. Dementsprechend hat sich ein kleines Wellentief (TEJA) gebildet.



Allerdings verrät ein Blick auf eine Isothermenkarte auch sofort, dass die für weiteren zyklogenetischen Antrieb so wichtige Advektion thermischer Vorticity nicht stattfindet.



Somit kann sich das Wellentief zwar nicht weiter vertiefen und intensivieren, allerdings ist seine WLA ausreichend, um im gesamten süddeutschen Raum für Aufgleitniederschläge zu sorgen, die orographisch auch noch verstärkt werden.



Weitaus günstigere zyklogenetische Bedingungen finden sich dagegen aktuell über dem Nordatlantik.



Bereits die enormen Werte der Vorticityadvektion verdeutlichen das Entwicklungspotential, welches in diesem Kurzwellentrog steckt. Im Bodenniveau hat sich auch bereits eine instabile Frontenwelle (ULF) gebildet, die aktuell mit einem Kerndruck von ca. 1000 hPa analysiert wird. Damit ist der Prozess der Bildung einer Frontenzyklone eingeleitet.

Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)

Der barokline Kurzwellentrog kann sich vom Nordatlantik rasch stromabwärts verlagern und erreicht am Ende von Tag 1 (Freitag) mit seiner Achse bereits Westirland.



Durch den breit aufgefächerten Warmsektor setzt im Westen Deutschlands dadurch bereits erneute WLA ein.
Gleichzeitig erreicht das Bodentief zu Beginn von Tag 2 (Samstag) das europäische Festland und infolge der reibungsbedingten konvergenten geotriptischen Winde kann sich nun auch schnell das typische zyklonale Windfeld ausbilden.
Insgesamt berechnet GFS die stärkste Entwicklung mit einem Kerndruck am Sonntag 00UTC von <965 hPa (GME und ECMWF<970hPa), allerdings sehen alle Modelle eine rapide Zyklogenese mit Druckfalltendenzen >24hPa an Tag 2.



Die frontsenkrechte Windkomponente an der Kaltfront ist betragsmäßig viel größer als an der Warmfront, so dass sich die typischen Formen einer Katakaltfront und Anawarmfront ausbilden können, was auch an dem rasch kleiner werdenden Warmsektor ersichtlich wird. Die damit einhergehenden enormen Vertikalbewegungen (< -50hPa/h) im Warmsektor sorgen für großflächige ergiebige Niederschläge (10mm/6h), welche vor allem in Staulagen unwetterartigen Charakter (mit den doppelten oder gar dreifachen Mengen) annehmen können. Zudem sind verbreitet schwere Sturmböen (Bft 9-10), in Höhenlagen sogar orkanartige Sturmböen (Bft 11) zu erwarten. Das Hauptwindfeld mit dem stärksten Gradient soll dabei Dänemark und den Norden Deutschlands treffen. Hier ist mit orkanartigen Böen auch im Flachland zu rechnen.
An Tag 3 (Sonntag) erreicht nun auch die hochreichende Kaltluft von Westen her Deutschland, so dass postfrontal verbreitet konevektive Niederschläge zu erwarten sind. Einhergehend mit dieser massiven KLA kommt es zu Geopotentialfall und einer Amplifizierung des Troges, die durch den gleichzeitigen Warmluftvorstoß über dem Mordwestatlantik zusätzlich gestützt wird.

Beschreibung des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)

Mittelfristig sehen alle Modelle eine weitere Amplifizierung des mitteleuropäischen Troges, welche gleichzeitig zunehmend stationär wird.

© Marcus Boljahn

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