Synoptische
Kurzanalyse für Deutschland
ausgegeben
am Freitag, den 22.10.2004 um 13:15 Uhr MESZ
Benutze Modelle: ECMF Do 12UTC, GME (R192F) Fr 00UTC, GFS Fr
00UTC
Synoptischskalige
Wellensituation:
Langwellentrog
Nordostatlantik
aktuelle
Situation:
Ein positiv geneigter Langewellentrog mit eingelagertem Höhenwirbel
über dem Nordostatlantik ist weiterhin wetterbestimmend für
Mitteleuropa. Die nordhemisphärische Zirkulation mit den dominierenden
stationären Wellenzahlen 5 und 6 sowie anhaltende NSA
durch die Nordströmung der Trogrückseite sorgen dafür,
dass dieser Langwellentrog quasistationär werden konnte. Zudem
hat sich ein zentral eingelagerter Höhenwirbel mit hochreichender
Kaltluft (maritime Arktikluft) bilden können. Durch den (diabatischen)
Wärmefluss des warmen Golfstromes wird die Kaltluft vertikal
labilisiert. Typisch für einen quasistationären Langewellentrog
ist der nahezu parallele Verlauf von Isothermen
und Isohypsen was auf eine größtenteils
äquivalent barotrope Situation deutet. Allerdings sind in Höhe
der Biskaya und weiter stromaufwärts auf der Westflanke des
Langwellentroges zwei barokline Gebiete mit entsprechenden eingelagerten
Kurzwellentrögen analysiert. Zyklogense induziert in beiden
Fällen auch jeweils eine Bodenzyklone.
Durch die positive Neigung des Langwellentroges befindet sich Mitteleuropa
trogvorderseitig in einer Westsüdwestströmung, welche
sich über Osteuropa diffluent in einen Nord- und Südast
aufteilt. Die Frontalzone verläuft dabei in Verbindung mit
einem Kurzwellentrog derzeit vom südlichen Skandinavien bis
zum Baltikum. Somit gelangt lediglich der Norden Deutschlands in
den Randbereich der Frontalzone, während für den restlichen
Teil der Republik der nachfolgende Kurzwellenkeil wetterbestimmend
ist. Bodennah wird die gestern eingeflossene maritime Polarluft,
welche durch Taupunktfall um bis zu 15°C extrem gute Sichtweiten
hervorbrachte, nun sukzessive erwärmt. Zudem führt die
südwestliche Strömung auch bodennah Luftmassen subtropuschen
Ursprungs heran.
Beschreibung
des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)
An
Tag 1 (Freitag) kann sich der Kurzwellentrog über der Biskaya
mit seinem Hebungs- und Niederschlagsgebiet weiter nach Nordosten
verlagern und soll um 00 UTC von Tag 2 bereits den Nordwesten Deutschlands
erreichen.
Am Samstag (Tag 2) berechnen alle gängigen Modelle einstimmig
eine rasante Abschwächung des in den Langwellentrog eingelagerten
Höhenwirbels. Hier wirken zwei Faktoren gleichzeitig geopotentialabschwächend.
Dies ist zum einen der diabatische Wärmezufuhr durch Konvektion
und zum anderen die AVA durch einen Kurzwellenkeil,
der auf der Trogrückseite mit der strammen Nordströmung
schnell vorankommen soll, so dass um 12 UTC bereits keine (Höhenwirbel-charakteristische)
geschlosse Isohypse und ein Temperaturanstieg
im 500 hPa-Niveau um mehr als 10° berechnet wird. Gleichzeitig
kann der an Tag 1 noch auf der Trogrückseite befindliche Kurzwellentrog
bis zur Südflanke des Langwellentroges in Höhe der Azoren
voran kommen. Dort erfährt er einen zusätzlichen baroklinen
Antrieb und eine Zyklogenese kann in Gang gesetzt werden. Allerdings
wird diese von den vorliegenden Modellen recht unterschiedlich beurteilt.
Dabei bleibt ECMF bei seiner schelleren und intensiven Variante
(Kerndruck Sonntag 00 UTC <985 hPa), während GFS und GME
(jeweils <1000 hPa) eine weniger intensive Zyklogenese erwarten.
Intensive PSA sorgt in Mitteleuropa dagegen
nach allen Modellen für den Aufbau eines Keils und einer damit
einhergehenden WLA in allen Schichten. Vor
allem der Norden Deutschlands kann durch die vorhandenen Feuchtefelder
mit erneuten skaligen Niederschlägen rechnen, da hier die Hebung
am stärksten berechnet wird.
Beschreibung
des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)
Am Montag (Tag 4) soll der Kurzwellentrog nach allen Modellen Deutschland
erreichen und vor allem den Norden mit seinem Hebungsfeld auch überqueren.
ECMF zeigt dabei weiterhin die intensivste Entwicklung. Recht ähnlich
beurteilen die Modelle die synoptisch-skalige Entwicklung im Mittelfristzeitraum.
Der nordostatlantische Langewellentrog wird dabei durch einen neuen
Kaltluftvorstoß gestützt und bleibt quasistationär.
Die Tendenz eines sich neu aufbauenden Höhenwirbels mit einer
zugehörigen Steuerungszyklone vor den Britischen Inseln ist
ebenfalls in allen Modellen berechnet.
Marcus Boljahn
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