Synoptische
Kurzanalyse für Deutschland
ausgegeben
am Mittwoch, den 20.10.2004 um 22:00 Uhr MESZ
Benutze Modelle: ECMF Di 12UTC, GME (R192F) Mi 00UTC, GFS Mi
06UTC
Synoptischskalige
Wellensituation:
Langwellentrog
Nordostatlantik und Langwellenkeil Mitteleuropa
aktuelle
Situation: Ein
für Mitteleuropa wetterbestimmender positv geneigter Langwellentrog
mit einen eingelagerten Höhenwirbel erstreckt sich derzeit
von Grönland bis zur europäischen Atlantikküste mit
einer Amplitude, die bis zu den Azoren reicht. Zugehörig zum
Höhenwirbel befindet sich eine alternde Bodenzyklone westlich
der Britischen Inseln. Sie ist komplett mit maritimer Arktikluft
(mA) aufgefüllt, welche durch den latenten
Wärmefluss des Golfstroms labilisiert wird. Strömungsabwärts
werden eingelagerte Kurzwellentröge um den Höhenwirbel
herumgeführt und sorgen durch differentielle ZVA
für Hebung. Ein markanter Kurzwellentrog auf der Südflanke
des Höhenwirbels hat über der Biskaya Zyklogenese in Gang
gesetzt. Dies ist sowohl auf dem Satellitenbild
wie auch in den Bodenanalysen
sehr gut erkennbar. Diese frontale Welle wird von den vorliegenden
Modellen bereits unterschätzt (Kerndruck Analyse <986 hPa,
Kerndruck GME <990 hPa, Kerndruck GFS <987 hPa).
Ein derzeit gut ausgeprägter Langwellenkeil reicht mit seiner
wenig geneigten Achse von Nordskandinavien über Westpolen bis
ins zentrale Mittelmeer. Auffällig dabei ist die um 90°
phasenverschobene (nachfolgende) Temperaturwelle, welche nach der
ROSSBY'schen Wellentheorie eine progressive Verlagerung des Keils
unterstützt. Auch im Bodenniveau ist diese Temperaturwelle
durch einen breiten Warmsektor zu erkennen. Eine erste (zur Steuerungszyklone
gehörende) Warmfront überquert derzeit unter schwachem
Aufgleiten Deutschland ostwärts und läßt milde Meeresluft
(mSp) einfließen. Nachfolgend ist eine zweite Warmfront analysiert,
die bereits den Westen Deutschlands erreicht hat und subtropische
Luft mit sich führt.
Beschreibung
des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)
Anhaltenden
Zyklogenese an Tag 1 (Mittwoch) in Verbindung mit dem Kurzwellentrog
läßt die frontale Welle rasch zu einer eigenständigen
Zyklone werden. Am Donnerstag (Tag 2) wird die in der Analyse angesprochenen
progressive Verlagerungstendenz der ROSSBY-Wellen nun offensichtlich.
Allerdings berechnen die Modelle (die sich bereits im Kürzestfristbereich
unterschieden) jeweils deutlich andere Ergebnisse.
So zeigen GFS und ECMF eine schnelle Ostverlagerung der Wellen,
während GME diesen Trend langsamer beurteilt.
Ein erneuter großer Unterschied in den Modelle zeigt an Tag
3 (Freitag) die Prognose eine Kurzwellentroges in "Höhe"
der Azoren. In Verbindung mit einer hyperbaroklinen Zone zeigen
GME und ECMF eine kräftige Zyklogenese, währenddessen
dieses Signal im GFS nicht zu erkennen ist.
Beschreibung
des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)
Allgemeine ist eine sehr große Modellunsicherheit ab Tag 4
(Samstag) zu erkennen. Die fast zur Stationarität tendierende
synoptischskalige Wellenzirkulation wird zwar von allen Modellen
sehr einheitlich beurteilt, jedoch wird die Entwicklung von den
kurzwelligeren Randtrögen weiterhin unterschiedlich prognostiziert.
Demnach bildet sich ein gut ausgeprägter Langwellentrog über
dem östlichen Nordatlantik, der nach allen Modellen mit seiner
Amplitude bis zu den Azoren reichen wird. Vorderseitig sorgen Kurzwellentröge
mit ihren hyperbaroklinen Gebieten für mehr oder weniger intensive
Zyklogenese. Während nach ECMF an Tag 4 ein Orkanwirbel westlich
von den Britischen Inseln entsteht, der bis Tag 7 (Dienstag) nach
Skandinavien zieht, wird die Entwicklung der Bodenzyklone von GFS
und GME nicht so stark berechnet. Nach GFS ist derzeit nur mit einer
wellenden Frontalzone zu rechnen, die sich langsam von Nordwesten
her Deutschland nähert. Nach GME wird es zwar eine Bodenzyklone
geben, die mit der Strömung zur Nordsee wandert, aber nicht
so gut entwickelt ist wie beim ECMF.
Marcus Boljahn, Sebastian Unger
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