Glossar
   

Synoptische Kurzanalyse für Deutschland

ausgegeben am Freitag, den 29.10.2004 um 13:20 Uhr MESZ

Benutze Modelle: ECMF Do 12UTC, GME (R192F) Fr 00UTC, GFS Fr 00UTC

Synoptischskalige Wellensituation: Langwellentrog Westeuropa, beginnender Cut-Off-Prozess

aktuelle Situation:

Die nordhemisphärische Zirkulation zeigt aktuell einen allgemein gut ausgeprägten Jetstream, bei dem auf der östlichen Hemisphäre die dominierenden Zonalkomponenten ein nahezu breitenkreisparelleles Isohypsenfeld formen. Auf der Westhemisphäre dagegen spielen die Meriodionalkomponenten eine größere Rolle, so dass hier typische ROSSBY-Wellen in den mittleren Breiten zu erkennen sind.
Zu diesen Wellen gehört auch der seit Tagen quasistationäre Langewellentrog über Westeuropa, dessen Achse über die Britischen Inseln bis zur Iberischen Halbinsel nahezu meriodional verläuft. In seinem Zentrum ist zudem noch ein Höhenwirbel zu erkennen, der jedoch nur noch im Isohypsenfeld ersichtlich ist, so dass hier eine quasibarotrope Situation vorliegt. Durch den somit fehlenden baroklinen Antrieb kann die Bodenreibung natürlich ungehindert zyklolytisch auf den einstigen Orkanwirbel wirken, dessen Bodenzentrum als offensichtliches Merkmal zudem nahezu identisch mit dem Zentrum des Höhenwirbels wird.
Deutschland befindet sich daher immer noch vorderseitig des Langwellentroges in einer südwestlichen Höhenströmung, die feuchtwarme Luftmassen subtropischen Ursprungs (xS, xSp) vor allem in den Südosten Deutschlands herantransportierte. In diese Südwestströmung ist ein Kurzwellentrog eingelagert, der vor allem durch zyklonale (Scherungs)vorticityadvektion ein Hebungsfeld induziert und auf dem Radarbild bereits durch ein skaliges Niederschlagsfeld über Zentraldeutschland ersichtlich ist.

Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)

Die beschriebene Zyklolyse setzt sich an Tag 1 (Freitag) weiter fort (Druckanstieg ca. 20 hPa/24 h). Die vollständig okkludierte Zyklone verliert daher am Folgetag komplett seinen ehemaligen Orkancharakter.
Relevant für die weitere synoptisch-skalige Entwicklung wird ab Tag 1 der zunehmende Einfluss des nordostamerikanischen Langewellentroges von dem sich durch einen Cut-Off-Prozess ein Kurzwellentrog abspalten und progressiv bereits bis nach Grönland verlagern konnte. Auf der hyperbaroklinen Vorderseite des amerikanischen Langewellentroges konnte sich vor Neufundland eine mächtige Zyklone bilden (Kerndruck 12 UTC: <980 hPa). Zugleich sorgt anhaltende DPSA für den Aufbau eines Langwellenhochkeils und einer damit verbundenen Intensivierung des Jetstreams über dem Nordatlantik, speziell im Bereich des Kurzwellentroges über Grönland.
Sich weiter nach Osten ausweitende DPSA sowie der über den Nordast der Frontalzone von Grönland nach Island durchbrechende Kurzwellentrog leiten nun an Tag 2 (Samstag) einen Cut-Off-Prozess über Westeuropa ein. Damit wird ein Teil der Höhenkaltluft abgeschnürt und kann bis Tag 3 weit nach Süden (Nordalgerien) vorankommen.
Deutschland liegt somit ab Tag 2 zunehmend in eine gradientschwache Höhenströmung zwischen dem starken Ast der Frontalzone über Skandinavien und dem eher schwächeren südlichen Ast, der einmal um den Cut-Off-Wirbel herumführt. Folglich gelangt Deutschland nach dem Abzug einer schwachen frontalen Welle, die nur den äußersten Osten Deutschlands streifen wird, auch im Bodenniveau in eine gradientschwache Situation. Somit bleibt die eingeflossene xSp für große Teile der Republik wetterbestimmend.
Ab Tag 3 zeigen alle benutzten Modelle Antizyklogenese über Mitteleuropa durch DPSA und AVA infolge des sich stetig nach Mitteleuropa ausweitenden Hochwellenkeils. Dieser kommt zum einen leicht progressiv voran, und erhält eine zunehmend positivere Achsenneigung. Dadurch wird sich eine Bodenantizyklone über den Britischen Inseln und der Nordsee aufbauen.

Beschreibung des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)

Bis Tag 5 (Dienstag) sind sich die benutzten Modell weitestgehend einig. Der Hochkeil wird zunehmend langwelliger und weitet seinen Einfluß auf Mitteleuropa aus. Die zugehörige Bodenantizyklone wird sich dadurch verstärken und weiter nach Osten ausbreiten. Ab Tag 6 (Mittwoch) zeigt ECMF über dem Nordatlantik erneut massive DPSA und ein damit verbundener Hochwellenkeil. Sowohl GME wie auch GFS zeigen eine ähnliche Variante, jedoch in abgeschwächter Form und belassen Deutschland weiter im gradientschwachen Bereich.

Marcus Boljahn, Sebastian Unger

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