Synoptische Kurzanalyse für Deutschland

ausgegeben am Mittwoch, den 06.10.2004 um 18:00 Uhr

Großwetterlage: Langwellentrog Westeuropa, Hochkeil Osteuropa

aktuelle Situation: Nachdem in der vergangenen Woche in der Nordhemisphäre die Wellenzahl 5 domierend war, zeigt die aktuelle Analayse des Geopotentialfeldes nun einen zunehmenden Varianzanteil der Welle 6. Somit ist künftig eine progressive Verlagerung der nordhemisphärischen Wellen möglich.
Die synoptische Situation Mitteleuropas wird dabei durch einen markanten Langwellentrog über Westeuropa geprägt in dessen Zentrum sich ein gealterter Höhenwirbel über der Nordsee befindet, welcher durch den zyklonal rotierenden Wolkencluster auch auf dem Satellitenbild sehr gut zu erkennen ist. Entsprechend befindet sich Osteuropa unter dem Einfluß eines Hochkeils, dessen Einfluß sich bis zum nördlichen Ural erstreckt.
Dazwischen konnte sich von Nordportugal bis Südfinnland eine wellende Frontalzone ausbilden, die die subtropische Luftmassen (cS, xS) über ganz Süd- und Teilen von Osteuropa von der maritimen Polarluft (mP) über Westeuropa trennt.
Zudem ist über der Ägäis ein beginnender Abtropfungsprozeß zu beobachten.

Mit der Frontalzone quer über Deutschland verlaufend, befindet sich der Südosten der Republik aktuell noch in der subtropischen Luft (xS), während im Nordwesten postfrontal bereits die maritime Polarluft einfließen konnte. In Höhe der Frontalzone fällt aktuell zwischen Nordostdeutschland und Baden-Würtemberg großflächig Regen, der z.T. auch schauerartig verstärkt wird.

Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)

Zunehmende positive Schichtdickenadvektion durch den sich progressiv verlagernden Hochkeil über dem Nordatlantik, baut zum einen den Höhenwirbel über der Nordsee sukzessive ab und zum anderen wirkt dies zyklolytisch auf die Bodenzyklone USCHI.
Ab Tag 1 zeigen somit alle gängigen Modelle einen Langwellentrog ohne Höhenwirbel über Westeuropa, dessen Achsenanstieg zudem positiver geworden ist. Somit liegt die Trogrückseite nun fast strömungssenkrecht zum nachfolgenden Höhenkeil, was den bereits an Tag 1 im thermischen Feld beginnenden Abtropfungsprozess in Höhe der Biskaya zusätzlich beschleunigt und ab Tag 2 auch im Geopotentialfeld sichtbar macht. Dies wirkt zyklogenetisch und induziert eine Bodenzyklone über der Biskaya, die jedoch vom ECMF sowohl vom Druckgradient als auch vom Kerndruck (990hPa am Sonntag 00UTC) stärker berechnet wird als vom neuen Modell des Deutschen Wetterdienstes (R192F). Das amerikanische Modell GFS schlägt dahingehend einen Mittelweg zwischen ECMF und R192F ein
.
Über Deutschland bewegt sich die Frontalzone langsam nach Süden weiter und wird bis Tag 3 den Alpenvorland erreicht haben.

Beschreibung des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)

Der sich über dem Nordatlantik aufbauende Hochkeil wandert bis Tag 5 mit seinem Zentrum zu den Britischen Inseln und wird vorerst von der Bodenzyklone über der Biskaya gestützt. Auf der Keilvorderseite wird sich bis Tag 7 durch NVA eine Bodenantizyklone über Osteuropa aufbauen.

Marcus Boljahn, Sebastian Unger

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