Synoptische Übersicht für Deutschland

ausgegeben am Freitag, den 6.12.2002 um 14:00 Uhr

Großwetterlage: Blockierung, Quasistationäre Antizyklone

aktuelle Situation: Ein sehr stark ausgebildetes kontinentales Kältezentrum über Ostkanada beeinflusst derzeit nachhaltig die nordhemisphärische Zirkulation. Korrespondierend zu diesem Kältezentrum hat sich ein intensiver Langwellentrog mit zugehöriger kalter Bodenzyklone gebildet, der sich von der Westküste Amerikas bis zum Zentralatlantik erstreckt. Auf der Vorderseite dieses Langwellentroges findet massiv positive Schichtdickenadvektion statt, so dass sich dementsprechend ein Langwellenkeil über Europa etablieren konnte. Dieser Keil sorgt dafür, dass die Frontalzone in einen starken nördlichen Ast und einen, derzeit schwachen, südlichen Ast aufgespalten ist. Daher ist die Zufuhr von feuchtmilder Luft vom Atlantik nach Mitteleuropa unterbrochen und man spricht von einer Blockierungswetterlage. Infolgedessen hat sich über Skandinavien eine Bodenantizyklone etabliert (Kerndruck >1050 hPa), dessen rasche Entwicklung zusätzlich durch antizyklonale Vorticityadvektion (AVA) hinter einem nach Rußland gezogenen Kaltluftropfen begünstigt wurde. Auf der Südseite dieses Hochs werden nun kontinentale Luftmassen polaren Ursprungs (cP) nach Deutschland advehiert. Ein bereits okkludiertes und gealtertes Restfrontensystem, welches seinen Feuchteinhalt aus dem Cut-Off-Prozess über dem Mittelmeer bezog, sorgt heute in Deutschland für verbreitet schwachen stratiformen Niederschlag.

Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 2)

Dieses Zirkulationsmuster ist allgemein recht wenigen zeitlichen Veränderungen unterworfen, so dass man auch von einer quasistationären Strömung in diesem Zusammenhang spricht. Die skandinavische Bodenantizyklone behält daher nach allen Modellen auch in den nächsten Tagen seine Position bei, so dass kontinuierlich russische Subpolarluft (cP) advehiert wird. Ferner wird einhellig eine Abschwächung des Cut-Off- Höhenwirbels und dessen Anbindung an den südlichen Ast der Frontalzone simuliert. Aufgrund der Frontolyse und des großräumigen Absinkens sind im Einflussbereich des Skandinavienhochs keine Niederschlagsprozesse zu erwarten.

Disskusion der Mittelfristentwicklung (Tage 3 bis 7)

Auch im Mittelfristzeitraum simulieren weiterhin alle Modelle eine anhaltende Blockierungswetterlage, so dass auch keine Änderung der Großwetterlage zu erwarten ist. Ferner ist eine Intensievierung des Kaltluftropfens über Westrußland, mit einer kontinentalen Arktikluft (cA) im Zentrum, nach allen Modellen zu erwarten. Das GME-Modell berechnet seine Position dabei am weitesten westlich, während GFS und ECMF den Kaltluftropfen zwar weiter im russischen Landesinneren verharren lassen, dafür jedoch seine Kerntemperatur mit unter -30°C am tiefsten berechnen. Diese sibirische Arktikluft kann also mittelfristig zumindest nach dem GME-Modell nach Mitteleuropa gelangen, wobei jedoch eine Umwandlung in eine arktische Luft (xA) zu erwarten ist. Eine feuchtmilde Westlage ist nach keinem Modell innerhalb des Mittelfristzeitraums berechnet.

 

Marcus Boljahn

die nächste synoptische Übersicht erscheint am 13.12.2002

 

 

 

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